Alla Turca Kollektif - Ensemble für Alte Musik aus dem Osmanischen Reich und Europa 


"Mit dem Alla Turca Kollektif wird ein Stück Musikgeschichte neu geschrieben." (Saarländischer Rundfunk)

Es war das Jahr 2012:  Sandra Sinsch und Erman Türkili saßen im Istanbuler Stadtteil Kadıköy in einem Teegarten und beschlossen - während sie eine astronomisch hohe Rechnung produzierten - , dass es an der Zeit sei, statt Crossverprojekten mit interkulturellem Touch authentische Geschichten und historisch verbürgte musikalische  Wechselbeziehungen zwischen Abendland und dem Osmanischen Reich auf das Konzertpodium zu bringen. Gleichzeitig sollte historische osmanische Musik mehr Raum erhalten und nicht mehr nur als exotisches Beiwerk in den Programmen dienen. Schließlich wurde auch östlich von Wien anspruchsvolle Kunstmusik komponiert! 

Ein paar Telefonate später hatten Lieblingskollegen aus dem Staatsensemble für historische Musik Istanbul und zwei ehemalige Studienkollegen von Sandra zugesagt: Das Alla Turca Kollektif war geboren. Nach dem Auftakt in der ODTÜ Concert Hall in Ankara folgten Einladungen zu Festivals wie den Tagen Alter Musik Herne, dem Bodenseefestival und den Herrenchiemsee Festspielen. Aufnahmen wurden vom WDR 3 und dem Schweizer 
SRF 2 angefertigt. 

"So gelang von Anfang an eine berührend meditative Begegnung zweier Musikkulturen jenseits eines plakativ dargebotenen Crossover. Kompetent und spielfreudig ließ das Alla Turca Kollektif mit einem vielfältigen Instrumentarium die Wechselwirkungen zwischen den auf den ersten Blick so fremde Musikwelten lebendig werden."(OMM- Online Musik Magazin)

Wer hier spielt

Sandra Sinsch, historische Oboen & Çeng
Erman Türkili, Barockvioline
Mehmet Refik Kaya, Rebab 
Özata Ayan, Tanbur 
Günay Çelik, Kanun 
Ali Uğur Altınok, Gesang & Percussion 
Serdar Bişiren, Percussion 
Kentaro Nakata, Viola da Gamba 
Francesco Tomasi, Theorbe & Barockgitarre

 


Die Programme

"Ein bewegender Augenblick am Ende eines klug zusammengestellten Konzerts. Musik der osmanischen Tradition ist bei uns kaum zu hören. Dabei spricht ihr fremder, herber und auch karger Klang kaum weniger zum Herzen des Hörers als die opulente Polyphonie des italienischen Frühbarock." (Abendzeitung München

Istanbul Bach

Johann Sebastian Bach kennt jeder, doch sein Bruder Johann Jakob ist irgendwo im Besenschrank der Musikgeschichte gelandet. Johann Jakob war Oboist und diente als Heeresmusiker Karl XII. von Schweden. Nach der Schlacht von Poltawa flüchte der König ins Osmanische Reich. Mit dabei: Bach. Vier Jahre verbrachte Bach bei den Osmanen, überliefert sind Konzerte in europäischen Botschaften und für osmanische Adlige. Die Oboe schaffte es in zeitgenössische musikwissenschaftliche Veröffentlichungen und ins Serail. Wir zeichnen in diesem Programm Bachs Wege im Istanbul des Tulpenzeitalters nach. 

L'Espion Turc

Mahmut, der türkische Spion, nimmt in acht Bänden in fiktionalen Briefen an die Hohe Pforte die höfische Gesellschaft am Hofe Ludwig XIV. unter die Lupe. In dem Giovanni Paolo Marina (1642-1693) zugeschriebenen Werk wird kaum ein Thema von der tagesaktuellen Politik bis hin zur Rolle der Frau ausgelassen. Der satirische Bestseller trifft den Nerv der Epoche, denn die ist verrückt nach allem Türkischen. Die Pompadour tritt als Haremsdame auf, der Café wird zum Statussymbol und die Musikgelehrten der Zeit untersuchen die orientalische Musik und empfehlen Komponisten, türkische Instrumente den Partituren hinzuzufügen. Wir werfen einen detaillierten Blick auf die barocke Turkomanie - zwischen Phantasie und Authentizität. 

Lepanto 1571

Schlachtengesänge, Muezzin-Rufe und Liebeslieder - die Seeschlacht von Lepanto, die am 7. Oktober 1571 im Ionischen Meer stattfand, hat politisch wie musikalisch tiefe Spuren hinterlassen. Die christlichen Mittelmeermächte unter der Führung von Papst Pius V. errangen einen überraschenden Sieg über die Osmanen - und brachen damit den Mythos deren Unbesiegbarkeit. In Kooperation mit dem italienischen Ensemble für Alte Musik Concerto Romano unter der Leitung von Alessandro Quarta treffen Werke von Gabrieli, Palestrina, Pinello, Annibale Padovano, Volksmusik aus Venedig und Neapel auf osmanische Musik der Epoche. 

Alla Turca - Salonmusikkultur im frühen 19. Jahrhundert

Bei Mozarts "Rondo alla turca" ist die Geschichte nicht zu Ende, sondern geht erst richtig los. Denn im späten 18. Jahrhundert schwappte die "Türkenmode" über vom Hof auf die bürgerlichen Salons. Wir haben Stücke für Hammerklavier mit und ohne Janitscharenzug aus den Archiven geborgen. Schließlich gehört gute Musik gehört, oder? Das gilt natürlich auch für die Transkriptionen osmanischer Musik, die von einer geheimnisvollen Dame im 19. Jahrhundert in Istanbul für das Pianoforte gesetzt wurden. 

Auf den Spuren der Derwische

"Lala Höhö" - Heinrich Isaac hat nicht etwa zu tief ins Glas geschaut, als er dieses kurze, eingängige Musikstück komponierte. Tatsächlich beeindruckte ihn der Besuch einer osmanischen Delegation mitsamt Mevlevi-Derwischen derart, dass er deren Gesänge in seine Komposition einflocht. Auch in den folgenden Jahrhunderten zeigte sich der Westen inspiriert von den "drehenden Derwischen", was zahlreiche Kompositionen belegen. Höhepunkt davon ist die sicher die Vertonung von insgesamt sechs kompletten Mevlevi-Zeremonien für Gesang und Klavier von Abbé Stadler. Fernab folkloristischer Klischees trifft in diesem Programm authentische, historische Sufi-Musik auf ihre westlichen Transkriptionen. 

Şifam - Musik für Körper, Geist und Seele

Die Kombination von Musik und Medizin hat im Orient eine lange Tradition. Schon vor der ersten Jahrtausendwende zeugen Quellen davon, wie Klänge zur Erhaltung und Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Gesundheit eingesetzt wurden. Ärzte waren immer auch musikalisch gebildet und wenn die richtige Tonart für den Kranken gefunden war, übernahm der Musiker. Mit viel Können und Empathie wurde alleine oder in der Gruppe für die Patienten gespielt. Diese Idee transportieren wir in den Konzertsaal. Ein Projekt, das von der Kunst der orientalischen Improvisation lebt und über die Klänge in einen inspirierenden und heilenden Dialog mit dem Publikum geht. 

"Trotz aller Exotik seltsam vertraut." (Badische Zeitung

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